Sep 2019

Ravenna

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Ravenna Series

Immer geht es ihm um die Kontur des Körpers, „die Linie des Halses zum Rücken, die Kurve des Bauches“, wie Kokoschka einmal schrieb. Kokoschka grenzte sich bewusst vom neusachlichen Schlankheitsideal ab: „Die indische Taille ist nicht mein Ideal, absolut nicht“. Das hätte auch Karl Peter Muller sagen können.

Die Vorliebe der Transavanguardia für mythologische Figuren und Szenarien der Antike (mit ironischen Brechungen) finden sich in der Serie Ravenna I–XIII (11) (1987–1989) von Muller wieder. Im großen Format setzte er die byzantinischen Mosaike aus dem Grabmal der Kaiserin Galla Placidia als Hintergrundfolie ein und schafft damit eine zugleich vertraute und befremdliche Spannung zwischen Diesseits und Jenseits

Während die Mosaiken des würdigen Denkmals der 450 n. Chr. verstorbenen Kaiserin von Erlösung erzählen, geht es bei den Aktdarstellungen ganz offen um Lust und Hingabe, autoerotisch, lasziv, selbstvergessen. Beides gehört zusammen: die Sehnsucht nach Sinnlichkeit und die Angst vor dem Tod. Eine Erlösung, das zeigt die Brechung zwischen den beiden Welten, ist nicht unbedingt zu erwarten.